Wahrnehmungstheorie I - Begriffe
& Konzepte © G.Schumm
Basis-Begriff: Raumperzept -
Raumkonzept
- Definitionen für
Top-Down-Verarbeitung und Bottom up in Goldstein (1997, 411, 27
ff.) Beide Prozesse ineinander verschränkt
Basis-Begriff: Normalisierung -
Entautomatisierung
- Normalisierung in Goldstein
(1997, 410): Eine Entdifferenzierung der Unterschiede des
Sichtbaren und Hörbaren auf Kategorien. (Z.B. wird
Papierfliegersequenz in Warschau 56 vom Zuschauer
normalisiert.)
- Entautomatisierung: Neues
Sehen, Neue Sehweisen, Eigenwertigkeit des Sichtbaren, des
Materials usw. / Ein Begriff aus der Ästhetik der Klassischen
Moderne (Formalistische russsiche Schule) (Z.B. wurde
Papierfliegersequenz in Warschau 56 vom Filmemacher
entautomatisiert.)
Verwendete
filmwahrnehmungsanalytische Methoden
- Filmstop
- Kanaltrennung
- Grafischer Recall
- Reproduktion
- Rekonstruktion
Zum Begriff
Filmraum"
- Rohmer unterscheidet in
Rohmer, Eric (1980) Murnaus Faustfilm. Analyse und
szenisches Protokoll. München / Wien: Hanser" den
Bildraum" (die Raumverhältnisse in einer einzelnen
Einstellung), den Architekturraum" (das Ensemble von
Landschaft, Gebäuden und Objekten, wie es im Vorfilmischen
arrangiert wurde) und den Filmraum" (der virtuelle Raum, den
der Zuschauer mit Hilfe fragmentarischer Einzelteile, die der Film
ihm liefert, in seiner Vorstellung zusammensetzt).
Ich würde in Anlehnung an
Hartmann/Wulff (1997, 122) folgende Differenzierung des filmischen
Raums vorschlagen:
- (1) Vorfilmischer
3DRaum
- (2) 2DEinstellungsraum
(On-vs.Offscreen /Kader-Rahmen vs.Kasch-Maske)
- (3) Szenisch-situativer Raum
(Montageintervalle: Perspektiv-Sprünge)
- (4) Narrativ-diegetischer Raum
(Montageintervalle: Orts-Sprünge)
Evolutionstheoretische
Voraussetzungen der Wahrnehmung
Passungscharakter in der
Herausbildung zwischen organismischer Wahrnehmung und Realität.
Vgl. Vollmer, Gerhard (1981) Evolutionäre Erkenntnistheorie.
Stuttgart: Hirzel. Riedl, Ruppert (1979) Biologie der Erkenntnis. Die
stammesgeschichtlichen Grundlagen der Vernunft. Berlin / Hamburg:
Parey.
- Seite der Realität:
Strukturiertheit, Iteration, Kontinuität,
Kausalität
- Seite der Wahrnehmung: Passung
und Eigensinn durch Evolution z.B. Standort-, Leibbindung
vs.Mobilität und Exploration
- Komplexitätsreduktion,
Invarianz-, Iterations-, Kausalitäts-,
Kontinuitätserwartung
Klassische
Wahrnehmungstheorie
- Raumindikatoren
- Statische visuelle Merkmale
(Cues") + okulomotorische Informationen
- Größenrelationen /
Größenstaffelung
- Statische Abdeckung,
Überscheidung
- Kontur, Kante,
Umriß
- Schattenbildung
- Schärfeebenen,
Schärfentiefe
- Luftperspektive /
Kontrastschwäche der Konturen und Farben
- Linearperspektive /
Fluchtlinienkonvergenz
- Binokulare Querdisparation,
Parallaxe
- Akkomodation
Gestaltpsychologische
Theorie
- Raumindikatoren
- Eigensinnige
Organisationsprinzipien mit Evolutionsvorteil
- Überverdeutlichung der
Figur-Grund-Beziehung
- Kontrastüberhöhung
durch Kantendetektoren
- Überakzentuierung der
Geschlossenheit
- Überakzentuierung der
Vollständigkeit
- Überverdeutlichung von
Invarianzen
Metzger "Die Gestaltgesetze sind
die allgemeinen apriorischen Grundlagen der Möglichkeit der
Erfahrung von Einheit, Vielheit und Form.":
- Faktor der Bevorzugung der
Kontinuität (Kontinuitäts-Priorität)
- Faktor der Bevorzugung der
Einfachheit
- Faktor der Bevorzugung der
Nähe (Kontingenz-Priorität)
- Faktor der Bevorzugung der
Gleichmäßigkeit
- Faktor der Bevorzugung der
Symmetrie
- Faktor der Bevorzugung des
glatten, kreuzungsfreien Verlaufs
- Faktor der Bevorzugung der
Durchgängigkeit bei Verlaufsbahnen
- Faktor der Bevorzugung der
glatten Kontur
- Faktor der Bevorzugung der
Geschlossenheit (Integritäts-Priorität)
- Faktor der Bevorzugung der
Gleichartigkeit (Äquivalenz-Priorität)
- Faktor der Bevorzugung der
Zusammengehörigkeit
(Kohärenz-Priorität)
- Faktor der Bildung von
Prägnanzstufen (Prägnanz-Priorität)
- Faktor der Bildung von
Bezugssystemen
- Faktor der Bildung von
Verankerungen
- Faktor der Bildung von
Zentrierungen
Strukturbegriffe (Metzger,
128):
- Einheit
- Begrenzung
- Zentrierung
- Erstrecktheit
- Gerichtetheit
- Rahmenverankerung
Tranformation der Vorlage in der
Wiedergabe
- Pointierung, Akzentuierung,
Ergänzung
Ökologische
Wahrnehmungstheorie (Gibson)
- Keine statischen Einzel-Cues,
sondern dynamische Muster der Variation konstanter Relationen
(Invarianten)
- Bewegung
- Oberflächentextur,
Texturgradient
- Kinetisches
Fließmuster
- Dynamische
Bodenperspektive
- Dynamisches Auf- und
Verdecken
- Bewegung (Objekt- und
Hintergrundbewegung)
- Bewegung des Blickpunkts,
multiple Aspektierung
- Schwerkraftindizien
- Invarianz der
Horizontrelation
- (virtuelle) Begehbarkeit
(Viabilität)
Phänomenologische
Wahrnehmungstheorie (Husserl)
- Sozialer Raum, Erfahrungs- und
Leibbindung
- Leib und
Außenraum
- Geborgenheit - freier
Raum
- Territorium
- Ort, Stelle, Platz, Fleck,
Feld
- Tranformation: Schwellen,
Türen, Fenster
- Enge- Weite
- Handlungsraum -
Spielraum
Kognitive Psychologie
- Merkmalsanalyse:
Kontextfunktion, Redundanz, daten und konzeptgesteuerte
Informationsaufnahme
- Aufmerksamkeit (Vigilanz):
Shadowing, Kanal
- Gedächtnis: Sensorischer
Speicher (Persistenz, Kapazität), Kurzzeitgedächtnis
(Persistenz, Kapazität), Langzeitgedächtnis
- Verarbeitungstiefe,
Analyseebenen, Recall,
Oberflächen-,Tiefenstruktur
Psychoanalyse
U.a. Gaube (1978; 30-46),
Laplanche/Pontalis (1972)
- Primärvorgang -
Sekundärvorgang
- Sekundäre Bearbeitung:
Verdichtung (Kondensation): Mischbildung
- Verschiebung (Deplazierung,
Dislozierung): Anspielung
- Bearbeitung: Regression,
Projektion, Energieverschiebung,
- Symbolisierung /
De-Symbolisierung
- Psychopatholog. der
Raumwahrnehmung: Agoraphobie, Klaustrophobie
Blickdynamik
-Wahrnehmungssequenz
- Sicht-Feld: Bewegter
Körper, bewegte Augen (ca. 270 Grad)
- Blickfeld: Starrer Kopf,
bewegte Augen (
- Gesichtsfeld: Starrer Kopf,
starrer Blick (ca. 180 Grad)
- Foveales-Feld: (ca. 2-5
Grad)
- Blickpunkt /
Augenpunkt
- Sakkadenbewegung
- Wachsamkeit -
Vigilanz
- Entdeckung -
Detektion